Grundbildung im Quadrat - eine runde Sache für Ritter Sport

Frank Baum (li.) und Michael Biewald (Mi.) begrüßen einen neuen Kursteilnehmer (Bild: Ritter Sport)

Schokolade steht auf dem Tisch im Schulungsraum. Sie soll die Energie zum Lernen liefern – und regt auch zum Nachdenken an: „Wenn es DIE Energie heißt – wieso heißt es dann DER Energieverbrauch?“ Kursleiterin Elke Gegg hat die Antwort parat: „Bei zusammengesetzten Hauptwörtern entscheidet das zweite über den Artikel, also DER Verbrauch.“ In Kleingruppen erarbeiten sich die Teilnehmenden die Fachsprache für den Arbeitsprozess. Deutsche Sprachlehre in der Arbeit? Herzlich willkommen im Grundbildungskurs bei Ritter Sport in Waldenbuch!

Mit rund 1450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat das schwäbische Unternehmen im Jahre 2016 in über 100 Ländern einen Umsatz von rund 470 Mio. € erwirtschaftet. Die Alfred Ritter GmbH & Co. KG hat sich hierbei der Produktion von hochwertiger und besonderer Schokolade verschrieben. Ein Ziel, das nur mit einer hoch qualifizierten Belegschaft nachhaltig realisiert werden kann. Folgerichtig heißt es im Ritterschen Leitbild, dass deren Fähigkeiten gefordert und gefördert werden, unabhängig von der Hierarchie. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Grundbildungsbedarf hat Ritter dazu Lernmöglichkeiten am Arbeitsplatz geschaffen.

Grundbildung als Weiterbildung - Bedarfsermittlung

„Maßnahmen der Grundbildung sind für uns Bestandteil des betrieblichen Bildungsangebots und damit auch Teil der Personalentwicklung“ unterstreicht Frank Mummert, der Personalleiter. „Grundbildungskurse sind für Ritter dabei ein Novum in der über hundertjährigen Firmengeschichte. Bildungsbedarfe im Unternehmen sind unterschiedlich wie die beschäftigten Menschen, und das betriebliche Qualifizierungsangebot soll dies auch abbilden.“ Neben den klassischen Themen, zum Beispiel Schulung im Bedienen einer neuen Anlage oder Anpassungsqualifizierungen bei Änderung eines Herstellprozesses geht es also auch um das Verbessern der Kompetenzen im Bereich Fachsprache oder in grundlegenden mathematischen Kompetenzen.

Prozesse bei der Herstellung von Schokolade sind vielfältig, und neben der Erfahrung spielt die Digitalisierung eine immer größere Rolle. „Hier setzen wir an und haben im Bildungsausschuss erarbeitet, wie wir Kolleginnen und Kollegen auf die Veränderungen vorbereiten“ erklärt der Betriebsratsvorsitzende Michael Biewald. „Bei Teilzeiterhöhungswünschen ist uns aufgefallen, dass bei einem Kollegen Mängel in der Sprachbeherrschung auftraten, die ihm das Bedienen eines Touchpanels unmöglich machten. Daraufhin haben wir mal recherchiert und festgestellt, dass er kein Einzelfall ist. Mit Tests fanden wir heraus, dass Lernbedarf bei Lesen, Schreiben und in grundlegenden Rechenoperationen existiert.“ Federführend ging der Bildungsausschuss zusammen mit der Personalabteilung die Lösung dieses Qualifizierungsproblems an, und so wurde Grundbildung zum Bestandteil der internen Fachkräfte-Ausbildung.

Umsetzung im Betrieb

Betriebsrat Michael Oertle erinnert sich: „Bei einem ersten Kontakt mit der Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung erfuhren wir von den Fördermöglichkeiten von betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen in Baden-Württemberg. Nach interner Abstimmung bei Ritter und dem grundsätzlichen Okay ging es schnell: Die Fachstelle vermittelte den Kontakt zum Anbieter VHS Sindelfingen-Böblingen, mit denen wir ein maßgeschneidertes Zwei-Kurs-Modell entwickelten: einmal nur Fachsprache, und dann noch Fachsprache plus typisches Rechnen.“ Dann bot man gezielt Kolleginnen und Kollegen die Teilnahme an und stellte zwei Lerngruppen zusammen.

Seit Januar 2017 gibt es nun zwei Lernangebote, die sich an das Schichtsystem bei Ritter anpassen. „Aus Sicht des Betriebsrats steht naturgemäß das Wohl der Kolleginnen und Kollegen an erster Stelle. Durch die Grundbildungskurse im Unternehmen fallen zusätzliche Wege und Zeitaufwand weg. Gleichzeitig zeigt man unternehmensseitig, dass die Weiterbildung und damit auch die Belange der Kolleginnen und Kollegen ernst genommen werden“, ergänzt der Betriebsratsvorsitzende.

Grundbildung als Personalentwicklung

In der Personalabteilung betreut Frank Baum die Grundbildungskurse und ist letztlich auch kostenmäßig verantwortlich. Auch für ihn ist Grundbildung im Betrieb Neuland, aber kein Experiment: „Natürlich qualifizieren wir auf jeder Ebene weiter und geben damit klar zu verstehen: Wer sich selbst etwas zutraut, dem trauen auch wir etwas zu. Und Grundbildung zahlt sich für alle Beteiligten aus, etwa indem wir bewährte Fachkräfte bei Ritter halten können. Nachhaltigkeit ist uns nicht nur bei unseren Zulieferern wichtig, mit den Grundbildungskursen investieren wir in den nachhaltigen Erfolg unserer Firma.“ Dass der Firma daran viel liegt, bestätigt auch Michael Biewald: „Wenn dann auch noch eine staatliche Förderung greift, wird es ganz schnell zu einer triple-win-Situation: Die Kolleginnen und Kolleginnen, Ritter und letztlich auch die Gesellschaft profitieren vom gestiegenen Qualifikationsniveau.“

Lernerfolge

Und was sagen die Kursteilnehmenden? „Selbstsicherheit. Das nehme ich hier mit, ganz klar zuerst für die Arbeit, aber auch für meine Familie“ erklärt ein 38-jähriger dreifacher Familienvater. Zum Beweis zückt er ein Schulbuch seiner Tochter – und ist stolz, alles lesen und verstehen zu können. Dass er mit seinen Kindern jetzt Hausaufgaben machen kann, freut ihn: „Die fragen jetzt den Papa!“ Wer dabei von wem mehr lernt, das wisse er nicht, aber das sei auch gar nicht mehr wichtig, fügt er  lachend hinzu.

 

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